69% der bekannten Fälle traten nach mRNA-Impfungen auf, 16% nach Vektor-Impfstoffen und 15% nach inaktivierten Impfstoffen. Mit 60% am häufigsten wurden Fälle von subakuter Thyreoiditis (de Quervain) beschrieben, gefolgt von Morbus Basedow (25%). Daneben gibt es in der Literatur einzelne Fälle von fokaler oder stummer Thyreoiditis. Die Symptome traten im Median 10 Tage nach Impfung auf.
Schilddrüsenzellen haben ACE2-Rezeptoren (als „Andockstelle“ des Spike-Proteins) und TMPRESS2 (ein Enzym, das den Eintritt des Spike-Proteins in die Zelle erleichtert). Damit können sie durch das Spike-Protein direkt angegriffen werden. Es wurde auch nachgewiesen, dass Antikörper gegen das Spike-Protein mit TPO (Thyreoperoxidase; ein Enzym in den Schilddrüsenzellen, das eine essenzielle Rolle bei der Produktion der Schilddrüsen-Hormone spielt) kreuzreagieren können. Dadurch können Autoimmunprozesse ausgelöst werden. Darüber hinaus können mRNA und Lipidnanopartikel selbst starke Immunreaktionen auslösen und auch Verunreinigungen der Impfstoffe müssen als Auslöser für diverse impfassoziierte Symptome bedacht werden.
Als Ursache, warum bisher relativ wenige Fälle von Hashimoto-Thyreoiditis nach Covid-Impfung gemeldet wurden (chronische Autoimmun-Thyreoiditis mit typischerweise Antikörpern gegen TPO und langsamer Zerstörung von Schilddrüsen-Gewebe), sehen die Autoren die lange Latenzzeit (oft Jahre) bis zur Diagnose dieser Erkrankung, was die Erkennung eines kausalen Zusammenhangs mit einer Impfung fast unmöglich macht. Zur realistischen Erfassung von Impf-Nebenwirkungen wären Vergleichsstudien mit ungeimpften Kontrollgruppen dringend erforderlich.
https://link.springer.com/article/10.1007/s40618-022-01786-7