Eine fulminante nekrotisierende eosinophile Myokarditis ist eine äußerst seltene Überempfindlichkeitsreaktion auf Medikamente oder Impfstoffe, die ein erhebliches Sterberisiko birgt. Diese Reaktion kann auch schon nach der 1.Exposition stattfinden und wird vermutlich über zytotoxische T-Zell vermittelt. Eine sofortige Therapie ist essenziell; die unspezifischen klinischen Merkmale und die Seltenheit machen allerdings eine frühe Diagnose schwierig.
Eine zuvor gesunde 57-jährige Frau wurde am Tag nach der 1.Pfizer-Injektion zunehmend lethargisch. Außerdem traten Atembeschwerden, Nackenschmerzen und Schmerzen im Bereich der Arme, Hämaturie sowie eine zunehmende Verschlechterung ihres Allgemeinzustandes auf, weshalb sie am 2. Tag ihren Hausarzt aufsuchte. Das Blutbild war unauffällig (insbesondere zeigte sich keine Eosinophilie), CRP und Ferritin (Anm: Entzündungsmarker) waren mässig erhöht. Am 3.Tag wurde ein Harnwegsinfekt mit E.coli diagnostiziert und mit Trimethoprim behandelt. In der Nacht darauf wurde sie tot im Bett liegend vorgefunden. In der Obduktion zeigte sich eine fulminante eosinophile nekrotisierende Myokarditis in beiden Ventrikeln und um das Reizleitungsgewebe herum und als Nebenbefund ein Thymom im linken Pleuraraum. Trimethoprim ist als Auslöser unwahrscheinlich, da die Symptome bereits vor Beginn der Trimethoprim-Therapie begannen. Andere Ursachen als die Pfizer-Impfung wurden nicht gefunden.
(Anm: Auch die Autoren dieser Studie behaupten: „Der Nutzen der Impfung übersteigt die Risiken einer COVID-19-Infektion bei weitem“ und dass die SARS-CoV2-Impfungen im Normalfall lediglich zu einer „milden, selbstlimitierenden“ Myokarditiden führen würden. Für beide Aussagen gibt es keine wissenschaftliche Evidenz bzw. sogar schon sehr gut belegte Gegendarstellungen. Die wenigen, von den Autoren als Beleg für ihre Behauptung angeführten Studien stammen entweder aus einer sehr frühen Phase der Impfkampagnen, als noch wenig junge Menschen geimpft wurden, berücksichtigen das altersbezogenen Risiko gar nicht oder sind Preprints mit methodischen Mängeln. Die Risikoabwägungen müssten darüber hinaus immer das aktuelle Erkrankungsrisiko berücksichtigen und nicht – wie meist der Fall – das Risiko der Ursprungsvariante als Vergleich heranziehen).
https://link.springer.com/article/10.1007/s10875-021-01187-0