Remdesivir (RDV) wurde von der FDA im Oktober 2020 hauptsächlich aufgrund 1 Studie als Covid-19-Therapeutikum zugelassen. Die Wirksamkeit war unter Experten von Anfang an umstritten. Mehrere Studien zeigten weder einen Benefit bezüglich Krankheitsverlauf noch bezüglich Mortalität. Die Substanz war bereits bei Ebola eingesetzt worden und hatte auch dort zu enttäuschenden Ergebnissen beim Menschen geführt. Sowohl bei Ebola als auch bei Covid-19 hatten allerdings präklinische Tests (in-vitro-Tests und Tierversuche mit Rhesusaffen) vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Hätte man jedoch die Einschränkungen dieser Tests berücksichtigt, wären die schlechten Ergebnisse bei Menschen vorhersehbar gewesen.
RDV ist ein Prodrug und muss erst v.a. in der Leber aktiviert werden. Die komplexe menschliche Pharmakokinetik von RDV mit ausgeprägter extrazellulärer Metabolisierung und kurzer Halbwertszeit wird weder in Zellkulturen noch in Tiermodellen berücksichtigt, ist jedoch für die Wirkung im menschlichen Organismus von entscheidender Bedeutung. Aus mehreren Experimenten ist bekannt, dass die Wirkung von RDV gegen SARS-CoV2 (und Ebola) von der Dauer der Arzneimittelexposition sowie von der Arzneimittelkonzentration abhängt (die beide in den Zellkulturen deutlich höher waren, als bei Menschen erreichbar und tolerierbar ist). RDV führt bei Menschen in höherer Dosierung zu Leber- und Nierenschädigungen.
In Tierversuchen werden häufig Dosen eingesetzt, die für Menschen toxisch wären. So wurde etwa bei Rhesusaffen eine hervorragende Wirkung von RDV gegen Ebola nachgewiesen; die dafür notwendige Dosis konnte jedoch bei Menschen aufgrund von Leber-Toxizität nicht eingesetzt werden (Anm: in Tierversuchen werden die Tiere auch meist nicht lange genug nachbeobachtet, um relevante verzögerte oder Langzeit-Nebenwirkungen festzustellen). Die toxische Dosis von RDV war bekannt und es hätte absehbar sein müssen, dass die erforderlichen Dosen für eine signifikante Wirkung gegen SARS-CoV2 beim Menschen nicht erreichbar sind.
(Anm: Im November 2023 riet die WHO von der Verwendung von Remdesivir bei Menschen mit geringem oder mäßigem Covid-19-Risiko ab, da „die potenziellen Risiken den begrenzten Nutzen“ bei diesen Patienten überwiegen. Studien, die einen Nutzen bei Hochrisikopatienten belegen, werden leider nicht angeführt).