Die Rechtfertigung vieler Pandemiemaßnahmen hängt von der IFR ab, da viele dieser Maßnahmen zu deutlichen Kollateralschäden führen können. Anfangs wurde von einer IFR von 3,4% gesprochen; unter der Annahme, dass es kaum asymptomatische Infektionen gibt. Weltweite Seroprävalenzstudien (Anm: Bestimmung der Infektionshäufigkeit mit Hilfe von Antikörper-Bestimmungen) ergaben, dass Covid-19 in der Bevölkerung viel weiter verbreitet war, als ursprünglich angenommen wurde und viele Infektionen asymptomatisch verliefen.
Prof. Ioannidis ermittelte global (51 Standorte) eine mediane korrigierte IFR von 0,23%, wobei die meisten analysierten Studien aus Ländern mit Covid-19-Todeszahlen über dem weltweiten Durchschnitt stammen; d.h. die reale globale IFR könnte laut Autor sogar noch wesentlich niedriger sein. Was ebenfalls die reale IFR noch weiter senken kann ist der Umstand, dass wenig- oder asymptomatische Infektionen ev. nicht zur Antikörperbildung führen bzw. dass bestehende Antikörper nach einiger Zeit wieder verschwinden können, was zu einer Unterschätzung der Fallzahlen und damit zu einer Überschätzung der IFR führen kann.
Wichtig für die Maßnahmenplanung ist auch der sehr steile Altersgradient hinsichtlich des Sterberisikos mit sehr hohen Fall- und Todeszahlen in Pflegeheimen. Schlechte Entscheidungen (z.B. Einweisung von Covid-19-Patienten in Pflegeheime, unnötige Beatmungen und problematische medikamentöse Therapien) könnten lokal zu hohen Todeszahlen beigetragen haben (z.B. Italien, New York City). In der Gesamtbevölkerung liegt die mittlere IFR bei 0,23% (zwischen 0,09 und 0,57%). Bei Menschen unter 70 Jahren liegt die geschätzte Covid-19-Letalität median bei 0,05% (0,00% bis 0,31%). Somit wären gezielte Schutzstrategien für Risikogruppen wünschenswert.
Einen großen Einfluss auf die IFR haben auch der gesundheitliche Status der Bevölkerung, Ernährungszustand, Hygienebedingungen, Zustand des Gesundheitssystems und Bevölkerungsdichte (Anm: diese Umstände zeigen die Unsinnigkeit des „one-health“-Ansatzes der WHO mit einem Maßnahmenplan für alle Mitgliedsländer).
Diese Studie wurde im Jänner 2021 im „Bulletin of the WHO“ veröffentlicht.