Retrospektive Erfassung der Myokarditis-Diagnosen bei US-Militärangehörigen, die zwischen 1.Jänner und 30.April 2021 einen mRNA-Impfstoff gegen SARS-CoV2 erhielten. Es werden die Fälle von 23 bisher gesunden, sportlichen Männern beschrieben (22 gesunden jungen Militärangehörigen und 1 Rentner). Alle suchten innerhalb von 4 Tagen nach Impfung wegen Brustschmerzen einen Arzt auf (20 nach der 2.Dosis, die restlichen 3 Patienten nach der 1.Dosis hatten vor mehr als 2 Monaten einen SARS-CoV2-Infektion, sodass die Impfung ebenfalls bereits den 2.Kontakt mit Spike-Protein darstellte). Andere Ursachen für eine Myokarditis wurden ausgeschlossen. Alle hatten deutlich erhöhte Trop T-Werte (Anm: als Hinweis auf eine Herzmuskelschädigung), in 8 Fällen gibt es ein Herz-MRT mit Zeichen einer Myokarditis (Anm: wobei nur undifferenziert von „LGE und/oder Ödem“ gesprochen wird; hier wäre eine genaue Angabe prognostisch äußerst wichtig). Bei 11 Patienten wurde eine Herzkatheter-Untersuchung durchgeführt, die unauffällig war. 7 Patienten (30%) waren bei Studienveröffentlichung (29.Juni 2021) noch nicht beschwerdefrei. Ursächlich gehen die Autoren von einer Impfstoff-assoziierten Überempfindlichkeitsreaktion aus. Die Myokarditis-Inzidenz bei Militärangehörigen nach der 2.SARS-CoV2-Impfung war mehr als doppelt so hoch, wie erwartet.
(Anm: In dieser Studie gibt es mehrere sehr schwammig Angaben: 1) Die Nachbeobachtungszeit ist nicht angegeben, 2) zu den verabreichten Impfdosen steht folgendes: „Das Militär verabreichte in diesem Zeitraum mehr als 2,8 Millionen Dosen des mRNA-COVID-19-Impfstoffs“. Sieht man sich im Zusatzmaterial Tabelle 3 an, wurden 1.065.000 Zeitdosen verabreicht, darunter aber nur 544.000 an Militärangehörige und 436.000 an männliche Militärangehörige ohne Altersangabe (der Rest an Rentner?). Da junge Männer zur Hauptrisikogruppe impfassoziierter Myokarditiden gehören wäre zur Risikoeinschätzung die Anzahl junger Männer nach Erst- und Zweitimpfung wichtig gewesen. 23 Myokarditisfälle pro 2,8 Millionen Impfdosen hört sich allerdings besser an als 23 pro maximal 435.000. Die Autoren nennen die Myokarditis-Inzidenz „relativ gering“).
Von den Autoren selbst wird noch die hohe Untererfassungsrate bei passiven Nebenwirkungs-Meldesystemen angegeben. Von der Pockenimpfung, die ebenfalls ein nicht unbeträchtliches Myokarditisrisiko aufwies, ist bekannt, dass ca. 60% der Fälle ohne aktive Nachbeobachtung keinen Arzt aufgesucht hätten. Andere Studien gehen von einer passiven Melderate von Arzneimittel-Nebenwirkungen von lediglich 6-15% aus (https://link.springer.com/article/10.2165/00002018-200629050-00003).
https://jamanetwork.com/journals/jamacardiology/fullarticle/2781601