Die Autoren (von der Columbia University in New York) berichten über eine kleine, aber wachsende Anzahl an Berichten über glomeruläre Erkrankungen nach SARS-CoV2-Impfung. Es werden 29 Fälle mit MCD, IgA-Nephropathie, ANCA-assoziierter Vaskulitis, Anti-GBM-Nephritis oder IgG4-bedingter Erkrankung vorgestellt – die meisten Fälle traten nach Verabreichung eines mRNA-Impfstoffes auf. Auf Grund von Anfragen anderer Nephrologen mit ähnlichen Beobachtungen und Social-media-Einträgen gehen die Autoren davon aus, dass die unveröffentlichten Impf-assoziierten Glomerulonephritis-Fälle die Anzahl der gemeldeten Fälle übersteigen.
Das Auftreten glomerulärer Erkrankungen wurde auch nach anderen Impfungen beobachtet. Die Pathogenese ist noch nicht vollständig geklärt. Aufgrund der Schnelligkeit der Entwicklung gehen die Autoren bei den SARS-CoV2-Impfungen von einem T-Zell-vermittelten Mechanismus aus.
Zusammenfassend schreiben die Autoren: „Das Risiko eines Rückfalls der glomerulären Erkrankung durch die Impfung ist nach wie vor deutlich geringer als das Risiko eines dialysepflichtigen akuten Nierenversagens (ANV) und/oder des Todes bei einer mit COVID-19 infizierten Person. Das Risiko einer glomerulären Erkrankung durch die Impfung ist wahrscheinlich auch geringer als das Risiko einer glomerulären Erkrankung durch eine COVID-19-Infektion.“ (Anm: Als Grundlage dieser Aussagen wird 1 Metaanalyse angegeben, die Fälle von akutem Nierenversagen im Rahmen einer Covid-19-Erkrankung aus USA, Asien und Europa zwischen Dezember 2019 und Mai 2020 untersuchte – das heißt aus der Anfangszeit der „Wuhan-Variante“. Eine Nutzen-Risiko-Abwägung einer Impfung sollte allerdings seriöser weise die Gefährdung durch die aktuelle Virus-Variante heranziehen. Darüber hinaus berücksichtig diese Metaanalyse weder Vorerkrankungen noch Medikation oder individuelle Behandlungsregime, was vor einer allgemeinen Impfempfehlung auch für junge und gesunde Menschen unbedingt notwendig wäre. Schließlich muss noch die vermutlich hohe Dunkelziffer von Nierenerkrankungen nach SARS-CoV2-Impfung berücksichtigt werden – Nierenerkrankungen im Rahmen einer Covid-19-Erkrankung werden im Rahmen der Diagnosecodierungen dagegen relativ genau erfasst).
Insgesamt gibt es noch viele offenen Fragen in Bezug auf z.B. Auffrischungsimpfungen, Gefährdungspotential neuer Varianten oder Therapiekonzepte bei Nierenerkrankungen nach SARS-CoV2-Impfung.