Bei schwereren Covid-19-Verläufen kommt es oft 7-10 Tage nach Symptombeginn zu einer klinischen Verschlechterung. Zu diesem Zeitpunkt ist die Viruslast bereits deutlich rückläufig. Die Symptome werden in erster Linie durch eine Hyperinflammation (Zytokinsturm) verursacht, ausgelöst durch eine überschiessende Reaktion des Immunsystems. Diese Studie diente der Untersuchung der auslösenden Immunmechanismen.
Spike-infizierte Zellen setzen eine hohe Anzahl an Exosomen frei, die mit entzündungsfördernden microRNAs (wie miR-590, miR-148a usw.) beladen sind. Im Gehirn werden diese Exosomen von Mikroglia (Anm: Abwehrzellen im Gehirn) aufgenommen. miRNAs führen zu einer signifikanten Suppression von USP33 (Ubiquitin spezifische Peptitase) und IRF9 (Interferon regulatory factor).
(Anm: IRF9 reguliert u.a. die Typ1-Interferon-Antwort. Typ 1-Interferon ist ein wichtiger Botenstoff des Immunsystems, der vor allem bei Virusinfektionen eine entscheidende Rolle spielt. IRF9 spielt aber auch einen wichtige Rolle bei Entzündungen, Autoimmunerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Tumorentstehung und allgemein der Immunregulation. Mutationen im IRF9-Gen führen zu schwer verlaufenden viralen Infektionen. USP33 ist ein multifunktionales Enzym, das u.a. für die Stabilisierung von IRF9 verantwortlich ist. Bei z.B. Lungenkrebs ist der USP9-Spiegel oft vermindert).
Die Überaktivierung der Mikroglia durch entzündungsfördernde microRNAs kann zu entzündlichen Prozessen im Gehirn mit diversen neurologischen Schäden führen.
Die Autoren setzen Kulturen aus HEK293T-Zellen (menschliche embryonale Nierenzellen) Spike-Protein zu. Jeden 3.Tag wurde der Überstand der Zellkulturen geerntet und die so gewonnenen Exosomen isoliert. In den Exosomen fanden sich reichlich entzündungsfördernde microRNAs. Diese Exosomen wurden Kulturen aus menschlichen Mikrogliazellen zugesetzt. In den so behandelten Zellen war die Expression von USP33 und IRF9 um bis zu 60% verringert und entzündungsfördernde Prozesse in den Mikrogliazellen massiv aktiviert.
In einem früheren Tierversuch mit IRF9-knock-out Mäusen konnte gezeigt werden, dass ein Fehlen von IRF9 zu massiven Entzündungsreaktionen und neurodegenerativen Prozessen im Gehirn führt.
In der Conclusio schreiben die Autoren: „Die überwiegende Verwendung des Spike-Gens als Kandidatenepitop in der Impfstoffentwicklung rechtfertigt auch eine detaillierte Untersuchung seiner Auswirkungen auf die Immunantwort des Wirts und andere Sicherheitsbedenken, da bei einigen wenigen Impfstoffverabreichungen unerwartete negative Folgen für den Wirtskörper gemeldet wurden.“
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fimmu.2021.656700/full