Das deutsche statistische Bundesamt veröffentlichte im Jänner 2024 eine Pressemitteilung zur vorläufigen Auswertung der Sterbefallzahlen von 2020-2023. Die letzten 9 Wochen des Jahren 2023 wurde aufgrund fehlender Daten mit Hilfe eines Schätzmodelles, das 2020 eingeführt worden war, hochgerechnet.
Als Vergleichszeitraum diente der Medianwert der Jahre 2019-2022 bzw. das Vorjahr (Anm: Seriöserweise sollte man zur Beurteilung der Übersterblichkeit einen Zeitraum heranziehen, der einerseits möglichst nahe am untersuchten Zeitraum liegt, der aber nicht zu viele „außergewöhnliche“ Jahre beinhaltet, sondern das normale Sterbegeschehen einer Bevölkerung abbildet. In den hier gewählten 4-Jahres-Vergleichszeitraum fällt jedoch nur 1 „normales“ Jahr, daneben 1 Pandemiejahr ohne Impfung und 2 Pandemiejahre nach Einführung einer neuartigen Impfung mit Übersterblichkeit bzw. das Vorjahr ebenfalls mit einer Übersterblichkeit. Hier wird also Übersterblichkeit im Untersuchungszeitraum mit einem Vergleichszeitraum mit Übersterblichkeit verglichen und nicht unterwartet kommt man dann zum erwünschten Ergebnis, 2023 sei die Sterblichkeit zum 1.Mal seit 2020 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Was nicht erwähnt wird ist, dass die Sterblichkeit 2023 damit auf dem Niveau von 2021 liegt, und damit immer noch um 4% höher als im Pandemiejahr ohne Impfung 2020 und um 8,7% höher als im „normalen“ Jahr 2019. Weiters interessant an der Methodik ist, dass bis Juni 2021 das arithmetische Mittel verwendet wurde und ab Juli 2021 auf den Medianwert umgestellt wurde, mit dem „Ausreißer“ deutlich schlechter erfasst werden. Außerdem werden in dieser Auswertung nur die absoluten Sterbezahlen angegeben und keine altersadaptierten Sterberaten, womit man Aussagen zu einer – in anderen Daten nachgewiesenen – Übersterblichkeit in jüngeren Bevölkerungsgruppen vermeidet und Veränderungen der Altersstruktur einer Bevölkerung ungenügend berücksichtigt bleiben.
Sieht man sich die tabellarische Auswertung der Einzeljahre an, erkennt man die durchgehend erhöhte Sterblichkeit in den Jahren 2021-2023 im Vergleich sowohl zum Pandemiejahr ohne Impfung 2020 als auch zum „normalen“ Jahr 2019 (Anm: Dazu ist erwähnenswert, dass nach einer Phase erhöhter Sterblichkeit wie 2020 normalerweise eine Phase der Untersterblichkeit folgen sollte, da gefährdete Personen im Zuge von Infektionswellen vorzeitig versterben. Dieser Effekt blieb bisher vollkommen aus, wodurch die erhöhten Sterbezahlen ab 2021 noch kritischer zu beurteilen sind).
Betrachtet man die Tabelle zu den monatlichen Sterbezahlen seit 2019 wird der Verzerrungseffekt durch die gewählten Vergleichsmethoden deutlich. So lagen die Sterbezahlen etwa im Dezember 2023 um 17% unter dem Vergleichsraum 2019-2022, jedoch um 18% höher als im „normalen“ Jahr 2019.
In einer grafischen Darstellung im Zusatzmaterial von Destatis fallen zusätzlich deutlich erhöhte Sterbefallzahlen in den Wochen großer Impfkampagnen, wie Anfang 2021 und Herbst 2021, auf. Die ersten Corona-Impfungen wurden 2020 in Deutschland in KW 52 verabreicht (ergänzend zu der Grafik sei gesagt, dass es 2017/18 eine massive Influenza-Welle gab).
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/01/PD24_011_126.html