Mehrere europäische Länder sowie die USA berichteten bereits in der frühen Pandemiephase über einen dramatischen Rückgang der Krankenhausaufnahmen wegen akuter Herzprobleme und warnten vor Folgeproblemen.
Analyse der Daten aus England (aus 147 NHS-Kliniken) zu Krankenhaus-Aufnahmen wegen akutem Koronarsyndrom (ACS) von 1.Jänner 2019 bis 24.Mai 2020 sowie der Revaskularisierungs-Maßnahmen. Ab Mitte Februar 2020 zeigte sich ein Rückgang der Aufnahmen wegen ACS um 40% im Vergleich zum Vorjahr (STEMI um 23%, NSTEMI um 42%). Im April und Mai 2020 zeigte sich eine leichte Erholung (in der letzten Maiwoche Reduktion um 16% gegenüber dem Basisniveau von 2019). Auch die Anzahl der Angiografien nahm deutlich ab (bei STEMI um 21%, bei NSTEMI um 37%) und die Aufenthaltsdauer sank. Dies alles dürfte laut Autoren zu einem Anstieg der Todesfälle außerhalb des Krankenhauses und der Langzeitkomplikationen nach Herzinfarkt sowie der verpassten Möglichkeiten für eine Sekundärprävention geführt haben.
Der 1.Todesfall „im Zusammenhang mit Covid-19“ (sic!) wurde in England am 5. März 2020 gemeldet. Am 26.März 2020 wurde ein landesweiter Lockdown ausgerufen. Schon Mitte Februar 2020 war laut Autoren „in den Medien eine angstauslösende Sprache zu beobachten“. Es erscheint daher wahrscheinlich, dass Angst vor Ansteckung ein wichtiger Faktor für die reduzierten Krankenhausaufnahmen war. Dafür spricht auch, dass Patienten mit NSTEMI, aufgrund der meist weniger schweren Symptome, deutlich seltener ins Krankenhaus kamen als STEMI-Patienten.
Schließlich kam es auch noch zu Umstrukturierungen innerhalb des Gesundheitssystems mit Fokussierung auf Covid-19 und unter anderem Reduktion elektiver Koronarangiografien und Bypass-Operationen, um den „zu erwartenden rasanten Anstieg schwerkranker Covid-19-Patienten“ managen zu können (Anm: In österreichischen Krankenhäusern war die 1. Pandemiewelle – mit der gefährlichsten „Wuhan-Variante“ – die ruhigste Zeit seit langem).
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)31356-8/fulltext