Es gilt allgemein als selbstverständlich, dass ein Hauptzweck des modernen Wohlfahrtsstaates die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit ist. In dieser Studie hinterfragen die Autoren dieses Narrativ im Hinblick auf das Phänomen der Massenhysterie.
Sie untersuchen die Rolle der Politik bei der Entstehung von Massenpsychosen und vergleichen die Bedingungen für die Entwicklung einer Massenhysterie in einem modernen Wohlfahrtsstaat mit den Bedingungen in einem begrenzten Minimalstaat.
Bei einer Massenhysterie löst eine eingebildete oder reale Bedrohung kollektive Angst aus. Angst und Stress können zu körperlichen Symptomen führen, welche die psychischen Beschwerden wiederum verstärken. Angst ist ansteckend und Stress kann krank machen. Berichte über Massenpsychosen reichen bis ins Mittelalter zurück (früher waren es eher regionale Phänomene; das digitale Zeitalter begünstigt immer größere Verbreitungen). Dabei spielt der sogenannte Nocebo-Effekt (eine Person wird krank, weil sie damit rechnet, krank zu werden) eine entscheidende Rolle. Aufklärung und Beruhigung können heilend wirken und Massenpsychosen vorbeugen. Hysterie, ob kollektiv oder nicht, kann zu irrationalen Verhaltensweisen (z.B. Hamsterkäufe von Toilettenpapier, maskiertes Autofahren als Einzelperson…) führen. Vor allem unbekannte, unkontrollierbare oder als katastrophal empfundene Gefahren verzerren die Risikowahrnehmung. Angst und Stress reduzieren das logische Denken.
Die politischen Maßnahmen während der Covid-19-Pandemie haben wesentlich zu Angst und Stress beigetragen. Die Gefahren des SARS-CoV2-Virus wurden als viel schlimmer dargestellt und wahrgenommen, als seriöse Daten zeigten. Evolutionsbiologisch fokussiert das Gehirn auf schlechte Nachrichten, da diese eine mögliche Bedrohung aufzeigen. Diese Eigenschaft wurde politisch und durch die Medienberichterstattung massiv verstärkt. Konzentration auf das Negative und das Gefühl des Kontrollverlustes können Angst und Stress verursachen, die sich zu einer Hysterie entwickeln und auf eine größere Gruppe übergreifen können. Die permanenten Berichte über die neuesten Todeszahlen und Horrorszenarien, soziale Isolierung, Einschränkung der Bewegungsfreiheit, ständig wechselnde Vorschriften und Verbote sowie die wirtschaftliche Unsicherheit mit Angst vor Jobverlust trugen maßgeblich zur Steigerung von Stress und Angst bei – den Grundvoraussetzungen einer Hysterie. Auch durch die Masken-Pflicht wurden wichtige soziale Interaktionen, wie etwa ein freundliches Lächeln, unterbunden. Ist eine Massenpsychose erst einmal ausgebrochen, ist es schwierig, sie zu kontrollieren.
Präventive Strategien sind beispielsweise Stressabbau durch körperliche Aktivität, Zeit in der Natur oder an der frischen Luft, Ablenkung, soziale Kontakte, guter Schlaf, gesundes Essen oder generell Aktivitäten, die das Wohlbefinden steigern. Auch Religiosität kann angstlösend wirken, spielt jedoch in Wohlfahrtsstaaten immer weniger Rolle.
In einem Minimalstaat sind die Gefahren eines massiven Eingriffes in die Freiheit und den Besitz der Bürger wesentlich geringer als in einem überregulierten Sozialstaat mit mächtigen Kontrollinstanzen. Es bleiben immer Menschengruppen übrig, die der Massenpanik nicht erliegen und ihr Leben weitgehend normal weiterführen. Erkranken diese nicht, kann das die Angst der Betrachter reduzieren und zum Nachahmen motivieren. Dadurch schrumpft die Gruppe der Hysteriker und der Prozess wird selbstlimitierend. Es ist ein Kernmerkmal dezentraler Systeme, dass sie Wettbewerb, Fehlererkennung und -korrektur ermöglichen. Die einzige Aufgabe eines Minimalstaates besteht darin, private Eigentumsrechte zu schützen. Es ist nicht die Aufgabe des Minimalstaates, seine Bürger vor allen Lebensrisiken zu bewahren.
In einem modernen Wohlfahrtsstaat kann eine gut organisierte Gruppe, die von einer Hysterie erfasst wurde, in Krisensituationen die Leitung eines Staates übernehmen, der restlichen Bevölkerung Maßnahmen vorschreiben und nahezu unbegrenzt Schaden anrichten. Die Maßnahmen können dabei durch Justiz und Behörden legitimiert werden. Die Unterdrückung abweichender Verhaltensweisen verhindert das Entstehen angstlösender Beispiele als Grundlage selbstkorrigierender Mechanismen. Wenn Alternativen ausgeschlossen sind, verstärkt sich das Gruppendenken, das wiederum Konsens fördert und Dissens unterdrückt, zu Verhaltensmodifikationen führt und die Hysterie verstärkt (Gruppendenken wird für politische Fiaskos wie den Vietnam-Krieg verantwortlich gemacht). Die gesetzten politischen Maßnahmen können die Hysterie noch verstärken (siehe oben). Die Obrigkeitshörigkeit viele Bürger in Wohlfahrtsstaaten unterstützt solche negativen Entwicklungen (verstärkt in Krisenzeiten, wo sich viele nach einer starken Führung sehnen). Ein weiteres großes Problem sind in diesem Zusammenhang politisierte Medien. In der Corona-Pandemie trugen die staatlich finanzierten Medien maßgeblich zur Verbreitung von Angst und Panik bei (z.B. durch emotionale – Anm: zum Teil falsche – Bilder von Särgen, Massengräbern oder Menschen an Beatmungsgeräten, angstmachende Grafiken, Übertreibung der Gefährdungslage, fast ausschließlich negative Berichterstattung, Selektion meinungskonformer Experten und Diskussionsgäste…). Abweichende Meinungen wurden unterdrückt.
Generell gilt: Je größer die Zwangsgewalt des Staates, desto mehr Schaden kann der Gesellschaft im Rahmen einer Massenhysterie zugefügt werden und je zentraler eine politische Struktur ist, desto weniger Wettbewerb und Selbstregulations-Mechanismen gibt es.
Das Durchsickern eines internen Dokuments des deutschen Innenministeriums (sog. „Panikpapier“) in den ersten Wochen der Pandemie legt nahe, dass Angst und Panik gewollte erzeugt wurden, um „Folgebereitschaft“ in der Bevölkerung zu erzeugen und die Durchsetzung bisher undenkbarer restriktiver Maßnahmen zu ermöglichen. Zentrale Elemente in diesem Strategie-Papier waren die Urangst vor dem Ersticken zu schüren, Kinder zu „sensibilisieren“, dass sie bei unachtsamem Verhalten für den qualvollen Tod ihrer Eltern und Großeltern verantwortlich sein könnten und die Warnung vor Folgeerkrankungen oder plötzlichem Tod auch nach milden Covid-Verläufen. Angst ist letzten Endes eine wichtige Grundlage staatlicher Macht – dafür gibt es in der Geschichte viele Beispiele (Angst vor Feindstaaten, vor Terror, vor Krankheiten, vor Hungersnöten, vor Klimawandel…).
Weitere Probleme bestehen darin, dass Politiker für ihre Fehlentscheidungen (vor allem bei „Überreaktionen“) kaum belangt werden und dass Sensationsjournalismus die Auflage erhöht.
Zusammenfassend kann Massenhysterie massive gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden verursachen. Politische Fehlentscheidungen können in diesem Zusammenhang katastrophale Folgen für die öffentliche Gesundheit haben. Die politischen Maßnahmen während der Covid-19-Pandemie waren durchwegs förderlich für die Entstehung einer Massenpsychose. Dabei können sowohl gewollte Erzeugung von Angst zum Machterhalt und Machtausbau eine Rolle spielen als auch das Hineinkippen von Entscheidungsträgern selbst in eine Massenhysterie.