Multiversum-Analysen bieten einen systematischen Ansatz zum Testen einer großen Bandbreite von Modellen und eigenen sich zur Untersuchung sehr komplexer Fragestellungen (Anm: Zur Effektivität der verschiedenen Corona-Maßnahmen gibt es eine Unzahl an Studien die, je nach verwendetem Studien-Design, zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen führten. In so einem Fall ist es wissenschaftlich unzulässig, Ergebnisse von Einzelstudien als empirischen Beleg anzuführen). In dieser Studie wurde eine Multiversum-Analyse von fast 100.000 analytischen Modellen durchgeführt, um die Beziehung zwischen den Covid-19-Maßnahmen und deren Folgen in 181 Ländern zu untersuchen (Anm: Es ist dies die bisher umfangreichste Studie zur Effektivität der verschiedenen Maßnahmen). Der Untersuchungszeitraum war Jänner 2020 bis Dezember 2021. Zur Beurteilung der Maßnahmeneffektivität wurden 4 Ergebnisse (Fälle, Infektionen, Covid-19-Todesfälle und überzählige Todesfälle aller Ursachen) herangezogen.
Insgesamt zeigte sich für keine der Maßnahmen ein klarer Einfluß auf den Verlauf von Covid-19.
Zusammenfassend schreiben die Autoren: „Wir müssen zu dem Schluss kommen, dass starke Behauptungen über die Auswirkungen staatlicher Reaktionen auf die Covid-19-Belastung nicht empirisch belegt sind.“ … „Die Konzentration der Schätzungen um einen Nulleffekt deutet schwach darauf hin, dass die Reaktionen der Regierung wenig bis gar nichts zur Änderung der Covid-19-Belastung beigetragen haben.“
Vor allem bei den harten Endpunkten Covid-19-Todesfälle und Todesfälle jeder Ursache stellten sich Maßnahmen wie Tests, Masken, Arbeitsplatz- oder Schulschließungen aber auch die Impfstoff-Verfügbarkeit als „eher nicht hilfreich“ heraus. Langfristige Auswirkungen der Maßnahmen können mit dieser Analyse nicht beurteilt werden (z.B. Einfluss auf die Gesamtsterblichkeit).
(Anm: In dieser Studie wurden nur die Effekte der Maßnahmen auf Covid-19-Infektionen untersucht. Mögliche „unbeabsichtigte Schadwirkungen“, etwa durch verschobene/fehlende medizinische Behandlungen, psychische Folgeschäden, Anstieg häuslicher Gewalt, Bildungsverlust, wirtschaftliche Schäden… wurden hier noch gar nicht berücksichtigt und müssten in einer gesonderten Analyse beurteilt werden).
Das Ausmaß der Covid-19-Maßnahmen und ihre direkten Auswirkungen auf das Leben von Milliarden von Menschen sind historisch einzigartig. Als Grundlage dienten unvollständige Daten – oft aus Simulationsmodellen. Die Autoren begründen das mit dem raschen Handlungsbedarf (Anm: Es gab allerdings schon früh Stimmen, die vor den negativen Folgen der Maßnahmen warnten. Diese wurden ignoriert. Aus den herausgeklagten und geleakten RKI-Protokollen wissen wir mittlerweile, dass viele Maßnahmen politisch gewollt waren und oft gegen die Empfehlungen der Experten vom RKI – einer weisungsgebundenen Behörde – durchgesetzt wurden. Schweden ging einen anderen Weg. Hier arbeiteten die medizinischen Experten unabhängig von politischem Einfluss und verzichteten aufgrund der möglichen schädlichen Auswirkungen auf Maßnahmen, für die es keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz gab. Mittlerweile sehen wir, dass das der bessere Weg war).
Interessant ist, dass keine Regierung die Effektivität ihrer Maßnahmen durch direkte Experimente untersuchte (Anm: z.B. Schulschließungen vs. keine Schulschließungen). Eine umfassende Nutzen-Risiko-Analyse der Maßnahmen ist zum Management künftiger Pandemien unabdingbar. Ein weiterer wesentlicher Punkt wäre eine strikte Trennung von Wissenschaft und finanziellen und politischen Interessen.