Zur Festlegung einer weltweit standardisierten klinischen Falldefinition für Long Covid wurde die Delphi-Methode herangezogen, mehrstufiges strukturiertes Befragungsverfahren von Experten mit dem Ziel der Konsensbildung):
Die Teilnehmer wurden anhand interner WHO-Stakeholderlisten aus verschiedenen WHO-Regionen ermittelt. Es wurden in 2 Runden Fragebögen an insgesamt 265 Personen verschickt – eine vollständige Beantwortung erfolgte in 178 Fällen. Die „Experten“ setzten sich laut Protokoll folgendermaßen zusammen: 23% Patienten, 7% „Patientenforscher“, 52% externe Experten, 12% WHO-Mitglieder und 6% „Andere“. Es gab vorgegebene Fragen, die mit Hilfe einer 9-stufigen Likert-Skala bewertet werden mussten (1: am wenigsten wichtig, 9: am wichtigsten). Fragen waren beispielsweise: „Wie wichtig ist eine vorangegangene SARS-CoV2-Infektion für die Diagnose Long-Covid?“ oder: „Wie wichtig ist das Vorhandensein einer laborbestätigten SARS-CoV2-Infektion für die Diagnose Long Covid?“ (siehe Zusatzmaterial).
Man einigte sich schließlich auf folgende (vorläufige) Diagnose-Kriterien:
- vorangegangene wahrscheinliche(!) oder bestätigte SARS-CoV2-Infektion,
- Beginn in der Regel 3 Monate nach Infektion,
- Symptome für mindestens 2 Monate, die nicht durch eine alternative Diagnose erklärt werden können, und sich im Allgemeinen auf die Alltagsfunktionen auswirken
- sowie einen Symptomenkatalog mit meist sehr unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Kurzatmigkeit oder kognitive Störungen.
(Anm: Die Sinnhaftigkeit einer Erfassung des Impfstatus wurde nicht in die Befragung einbezogen. Finanzielle Anreize für die Diagnose Long Covid verfälschen die Häufigkeitsanalysen leider deutlich, während bei den differentialdiagnostisch wichtigen Impfschäden ein massives Underreporting besteht).
https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(21)00703-9/fulltext