Immunreaktionen im Bereich der Schleimhäute der Atemwege sind entscheidend für die Vorbeugung von Atemwegsinfektionen (Anm: und damit für den Fremdschutz). Laut Autoren ist es noch unklar, inwieweit mRNA-Impfungen sekretorische IgA-Antikörper (Anm: Schleimhaut-Antikörper) induzieren (Anm: Hauptautor ist der Virologe Florian Krammer).
Es wurden serielle Speichel- und Serumproben von 22 Erwachsenen mit und ohne SARS-CoV2-Infektion vor SARS-CoV2-mRNA-Impfung untersucht. Der durchschnittliche Abstand zwischen Infektion und Impfung (Moderna oder Pfizer) betrug 296 Tage. Die Proben wurden zu mehreren Zeitpunkten vor und nach Impfung entnommen. Bei vorher nicht infizierten Geimpften zeigte sich nur bei der Hälfte der Probanden eine minimale sIgA-Reaktion im Bereich der Schleimhäute, während die sIgA-Reaktion bei Personen mit stattgehabter Infektion vor Impfung deutlich effizienter war. sIgA gegen das N-Protein von SARS-CoV2 wurden durch die Impfung nicht verstärkt.
In einer anderen, in der Studie erwähnten Untersuchung hatte sich gezeigt, dass Durchbruchsinfektionen in der Zeit vor Omikron nur bei Personen aufgetreten waren, die vor der Impfung noch keine SARS-CoV2-Infektion hatten (diese Daten sind laut Autoren noch nicht veröffentlicht. Anm: das würde darauf hinweisen, dass die Schutzwirkung, die gerne in vollem Umfang der Impfung zugeschrieben wird, zu einem Großteil von der natürlichen Infektion stammt).
Diese Studie bestätigte auch das Ergebnis früherer Publikationen, dass bereits vorhandene Antikörper aus früheren Infektionen oder Impfungen die Antikörper-Reaktion auf nachfolgende Impfungen negativ beeinflussen kann, indem Impfstoffantigene durch die Antikörper maskiert werden (Anm: das sollte Anlass zur Überprüfung von „Auffrischungs-Strategien“ geben).
Die nachgewiesene geringe Induktion von sIgA nach SARS-CoV2-Impfungen könnte laut Autoren auch durch eine Aktivierung von Gedächtniszellen durch frühere Infektionen mit kreuzreagierenden saisonalen Coronaviren bedingt sein und nicht durch die SARS-CoV2-Impfung (der Mechanismus, wie intramuskulär verabreichte Impfstoffe möglicherweise sIgA erzeugen, ist laut Autoren weiterhin unklar. In der Methodik beschrieben die Autoren, dass die intraindividuellen Schwankungen der sIgA anhand der Gesamt-IgA-Spiegel im Speichel ausgeglichen wurden, was zu Verzerrungen führen kann, die sie jedoch für vernachlässigbar halten). Die Serum-IgG-Basiswerte korrelierten nicht mit einer Erhöhung des SIgA-Spiegels im Speichel. Zur effektiven Eindämmung der Pandemie empfehlen die Autoren die Forcierung intranasaler Impfstoffe, die (Anm: durch den direkten Schleimhautkontakt) sIgA induzieren können (Anm: bisher scheiterten derartige Versuche an den Nebenwirkungen).