Die Schließung von Grundschulen in den Vereinigten Staaten während der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 betraf Millionen von Kindern, wobei wenig Verständnis für die möglichen gesundheitlichen Folgen einer Unterrichtsunterbrechung bestand. Die Grundschulzeit ist eine kritische Phase in der Bildungsentwicklung (Anm: und in der Persönlichkeitsentwicklung allgemein) und Fernunterricht hat sich in dieser Zeit als weitgehend unwirksam herausgestellt.
Die Autoren führten ein entscheidungsanalytisches Modell zur Schätzung des Zusammenhanges zwischen Schulschliessungen, vermindertem Bildungsniveau und Lebenserwartung durch. Es wurden begutachtete Studien aus USA und Europa analysiert. Es wurde die direkte Covid-19-Sterblichkeit herangezogen und die geschätzte Erhöhung der Sterblichkeit, wenn es durch Offenhalten der Schulen zu mehr Übertragungen gekommen wäre.
In den USA könnten laut Autoren auf Bevölkerungsebene Schulschließungen zu 13,8 Millionen verlorenen Lebensjahre (YLL) geführt haben. Covid-19 führte im selben Zeitraum zu 1,5 Millionen YLL. Wären die Schulen offen geblieben, hätte das (Anm: laut sehr pessimistischen Schätzungen) zu 4,4 Millionen zusätzlichen YLL führen können (Anm: eine neuere Studie schätzt den Nettobeitrag von Schulschließungen auf die Virusverbreitung bei nahezu Null). Somit haben Schulschließungen weit mehr Schaden als Nutzen gebracht (mit einer Wahrscheinlichkeit von 98,9% werden Grundschulschließungen im weiteren Verlauf zu mehr Todesfällen führen, als es bei offenen Schulen der Fall gewesen wäre, selbst wenn die Öffnung der Schulen zu einem erheblichen Anstieg der Sterberate in der Frühphase der Pandemie geführt hätte). Die Zahlen aus Europa waren nicht so eindrucksvoll, zeigten aber trotzdem noch einen deutlichen negativen Effekt der Schulschließungen (RR 26,3%, wobei anzumerken ist, dass die meisten europäischen Zahlen aus Schweden und Norwegen stammten).
Die Autoren gehen auch von deutlichen negativen Folgen für ältere Schüler aus. In dieser Studie sind die Auswirkungen auf die aktuelle und zukünftige (z.B. geringeres Einkommen infolge geringerer Bildung) Lebensqualität noch nicht berücksichtigt.
In der Zusammenfassung schreiben die Autoren: „Zukünftige Entscheidungen bezüglich Schulschließungen während der Pandemie sollten den Zusammenhang zwischen Bildungsunterbrechung und verringerter Lebenserwartung berücksichtigen und den potenziellen Auswirkungen der Schulschließung auf die Gesundheit der Kinder größeres Gewicht verleihen.„
https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2772834?resultClick=1