Vor Verhängung von Lockdowns oder Schulschließungen gab es keine evidenzbasierte Nutzen-Risiko-Abwägung dieser Maßnahmen.
Immer mehr Daten weisen darauf hin, dass die negativen Auswirkungen von Lockdowns und besonders von Schulschließungen bei Weitem die möglichen positiven Effekte übertreffen. Das führt zu einem Nettoverlust von Lebensjahren in der Bevölkerung, besonders auf längere Sicht.
Der Lockdown vom 16.März 2020 führte zu zu einem abrupten und außerordentlichen Rückgang der ambulanten Arztbesuche (Anm: die Auswirkungen werden sich erst in Zukunft in vollem Umfang zeigen. Akut zeigte sich bereits, dass die Versorgung von Herzinfarkten und Schlaganfällen zurückging, der Schweregrad aber deutlich anstieg, was auf eine verschleppte Versorgung hinweist. Auch die Todesfälle zu Hause stiegen. Die Zahl der Krebsbehandlungen sank ebenfalls deutlich). Lediglich in der Allgemein- und Kinderpsychiatrie stieg die Zahl der ambulanten Konsultationen in den ersten 26 Wochen des Jahres 2020 im Vergleich zu 2019 signifikant an (um 15,9 % bzw. 10,3 %).
Einer der wichtigsten Gründe für die Verhängung von Lockdowns war die Befürchtung einer Überlastung des Gesundheitssystems. Abgesehen von einigen lokalen Engpässen bei Krankenhausbetten, die in den Wintermonaten jedoch nicht ungewöhnlich sind, ist dies nie eingetreten – weder auf den Normal- noch auf den Intensivstationen (max. Auslastung der „Normalbetten“ mit Covid-19-Patienten 9,4% im November 2020, der Intensivbetten 26,9% im selben Zeitraum – wobei nicht zwischen „an und mit Covid“ unterschieden wurde; Daten berücksichtigt bis April 2022).
Zusätzlich führten die Lockdowns zu einem massiven wirtschaftlichen Schaden (in Österreich 2020-2022 geschätzt über 70 Milliarden Euro) und zu einem deutlichen Anstieg von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit, was sich negativ auf die Lebenserwartung auswirkt. Internationale Studien deuten darauf hin, dass der Schaden erheblich größer sein könnte, als der Nutzen.
In Österreich waren die Schulen als Maßnahme gegen die Pandemie zwischen März 2020 und Juni 2021 insgesamt 39 Wochen (etwa 9 Monate) lang ganz oder teilweise geschlossen, was zu einer massiven Reduktion der Lernstunden führte. In der Europäischen Union waren es im Median 32,5 Wochen und in der Schweiz nur 6 Wochen. Es gibt zahlreiche Studien die zeigten, dass veringerte Bildung mit schlechterem sozioökonomischen Status, weniger Einkommen, schlechterer Gesundheit und geringerer Lebenszeit assoziiert ist.
In Zukunft sollten Lockdowns und Schulschließungen vermieden werden und dafür mehr Augenmerk auf der Schutz vulnerabler Gruppen gelegt werden.