Analyse der Krebstodesfälle in England und Wales von 2010 bis 2022 basierend auf den ICD-Codes (internationale Klassifikation von Diagnosen und Symptomen), die vom ONS (britisches Amt für nationale Statistik) veröffentlicht wurden. Die Autoren konzentrierten sich nach ihren Angaben auf die Altersgruppe der 15-44-Jährigen, da ein deutlicher Anstieg der Krebsfälle vor allem bei jungen Menschen derzeit „ein Thema von besonderem Interesse ist“ (Anm: siehe dazu auch folgende GfÖ-Stellungnahme).
Von 2010 bis 2020 zeigte sich bei den meisten Krebsarten ein kontinuierlicher Rückgang der Krebs-Todesfälle in der Altersgruppe von 15-44 Jahren (Ausnahme Dickdarmkrebs und bösartige Hirntumore). 2021 drehte sich der Trend plötzlich um und die Todesfälle stiegen. Dieser Trend beschleunigte sich 2022 stark und erreichte hoch-signifikante Werte bei allen untersuchten Krebsarten („Extremereignis“). Auch bei der Betrachtung des Anteils der Krebstodesfälle bezogen auf die Gesamt-Todesfälle und des Z-Score der bereinigten Krebs-Todesfälle von 2010 bis 2019 zeigte sich ein signifikanter Anstieg. Es fand sich auch teilweise starke Geschlechtsunterschiede, wobei der Anstieg insgesamt bei Männern deutlich stärker ist. Es zeigte sich auch ein Anstieg der Übersterblichkeit bei den Gesamt-Todesfällen
Zu den analysierten Zahlen ist Folgendes anzumerken: Während zum Zeitpunkt dieser Untersuchung fast alle Todesfälle bei älteren Menschen in Wales und England in den Jahren 2021 und 2022 bereits kodiert waren (d.h. einer Todesursache zugeordnet waren), waren 8 % der Todesfälle bei den 15- bis 44-Jährigen im Jahr 2021 und 30 % der Todesfälle in dieser Altersgruppe im Jahr 2022 noch nicht kodiert worden. Das kann laut Autoren an der längeren Abklärung von Todesfällen in jungem Alter liegen. Die Autoren korrigierten die fehlenden Daten unter der Annahme, dass der Anteil an den Gesamt-Todesfällen gleichbliebe.
Unter dieser Annahme ergaben sich folgende Übersterblichkeitsraten (im Vergleich zum Trend 2010-2019):
Krebs-Todesfälle insgesamt: 2021: 13%, 2022: +43%
Brustkrebs: 2021: +12 %, 2022: +28%
Hautkrebs: 2021: +20%, 2022: +75% (bei Männern allein 118%)
Dickdarm-Krebs: 2021: +15%, 2022: +50%
Speiseröhren-Krebs: 2021: +22%, 2022: +75%
Magen-Krebs: 2021: 2020 und 2021: +27%, 2022: 77%
Bauchspeicheldrüsen-Krebs: 2021: +20%, 2022: +70%
Bösartige Gehirntumore: 2021: +1,5%, 2022: +25%
Krebs ohne Lokalisationsangabe: 2021: +32%, 2022: +59% (Anm: fehlende Lokalisationsangaben können bei rasch wachsenden Tumoren vorkommen, die bei Diagnosestellung bereits in mehrere Gewebe metastasiert haben. Zahlreihe Onkologen und Pathologen weltweit berichten seit 2021 über sehr aggressiv wachsende Tumore – sog. „Turbokrebs“).
Jedoch auch ohne Berücksichtigung des nicht unbeträchtlichen Anteils fehlender Daten zeigte sich bereits ein deutlicher Anstieg der Krebs-Todesfälle in dieser jungen Altersgruppe (Fig.2).
Die Ergebnisse stellen laut Autoren die Grundlage für weitere Forschung dar.