IgG4-assoziierte Erkrankungen (IgG4-RD) sind entzündliche Erkrankung mit Multiorganbeteiligung, die mit einer Gewebeinfiltration IgG4-positiver Plasmazellen mit nachfolgender Fibrosierung und Funktionsstörung der betroffenen Organe einhergehen. Die Pathogenese ist noch nicht vollständig geklärt; ein Autoimmunmechanismus wird vermutet.
Ein 63-jähriger Mann ohne relevante Vorerkrankungen hatte im März/April 2021 2 Dosen eines Covid-19-mRNA-Impfstoffes erhalten. 2 Monate später suchte er aufgrund von starkem Gewichtsverlust und Müdigkeit ärztliche Hilfe. Es zeigte sich eine schwere Hyperglykämie bei nicht vorbekanntem Diabetes (die Blutzuckerwerte waren 2020 noch im Normbereich). Er erhielt eine Therapie mit Metformin und Repaglinid, was jedoch zu keiner ausreichenden Blutzuckersenkung führte.
Im September 2021 fielen erhöhte Leberwerte auf, weshalb Repaglinid wieder abgesetzt wurde. Trotzdem kam es in weiterer Folge zum Auftreten von Gelbsucht und Juckreiz. Im CT zeigten sich eine hypervaskularisierte Raumforderung im Bereich des Pankreaskopfes sowie Gallenwegserweiterungen. In einer weiterführenden ERCP wurde ein Gallengangs-Stent gesetzt. In der Pankreasbiopsie fanden sich mäßige IgG4-Infiltrate, der Blut-IgG4-Spiegel war deutlich erhöht. Die Diagnose lautete schließlich: Autoimmunpankreatitis Typ 1 – eine Unterform IgG4-assoziierter Erkrankungen. Die häufigste Manifestationsform ist ein schmerzloser Verschluss-Ikterus. Als wahrscheinlichste Ursache sehen die Autoren die vorangegangene mRNA-Impfung.
Unter Kortison kam es zu einem Rückgang der Leberwerte und der Raumforderung im Pankreas (Anm: über die Blutzuckerwerte wird nicht berichtet). Eine Entfernung des Gallengangs-Stents wurde geplant.
Aufgrund der steigenden Meldungen zu Autoimmunerkrankungen nach SARS-CoV2-Impfung empfehlen die Autoren bei neu aufgetretenem Diabetes mellitus oder unklarer Cholestase eine Abklärung bezüglich IgG4-RD.