Ein 37-jähriger, bisher gesunder Mann litt seit seiner 2. Pfizer-Impfung unter Müdigkeit. Nach der 3.Impfung (mit 1/2 Moderna-Dosis) traten leichte Kopfschmerzen, Schwebegefühl und Konzentrationsschwierigkeiten auf. Fieber bestand nicht. 4 Tage nach der 3.Dosis traten Größenwahn, untypische Redseligkeit und emotionale Instabilität auf. Am Tag darauf brachte ihn seine Familie aufgrund zunehmender psychiatrischer Symptome in eine Notaufnahme, wo er wieder entlassen wurde. Am 8.Tag wurde er erneut ins Krankenhaus eingeliefert. Ein Neurologe fand kein organisches Korrelat und der Patient wurde wieder nach Hause geschickt. Am 9.Tag sprang er aus dem 2. Stock seines Hauses, was er überlebte. Auf Grund von Wahnvorstellungen, Hyperaktivität und Reizbarkeit wurde er auf eine psychiatrische Abteilung gebracht. Es wurde eine akute Manie mit psychotischen Merkmalen diagnostiziert. Die körperliche Untersuchung inklusive Infektionsdiagnostik, Drogenscreening, Schädel-MRT, EEG und Liquoranalyse war unauffällig. Unter neuroleptischer Therapie sistierten die psychiatrischen Symptome. Der Patient konnte nach 9 Wochen beschwerdefrei nach Hause entlassen werden. Ob eine weitere Impfung erfolgte, ist nicht bekannt. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei der Episode um die Erstmanifestation einer bipolaren Störung handelte.
Die bisher in der Literatur beschriebenen Fälle von akuter Manie nach SARS-CoV2-Impfung traten alle innerhalb von 10 Tagen nach Impfung auf. Ursächlich spekulieren die Autoren mit einem immunologischen Prozess mit Hyperinflammation, die ev. zu einer Unterfunktion des NMDA-Rezeptors führen könnte, mit darauf resultierendem Anstieg des Dopaminspiegels. Eine andere Hypothese wäre ein Autoimmunprozess infolge einer starken Entzündungsreaktion.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S277302122300041X