Ein 53-jähriger Mann mit Nierentransplantation vor etwa 2 Jahren wurde wegen Verschlechterung seiner Nierenwerte vorstellig. Er hatte 24 Stunden vorher seine 2. Moderna-Dosis erhalten. Weitere Vorerkrankungen waren Bluthochdruck, Adipositas und Schlafapnoe-Syndrom. Die Ursache der Nierentransplantation war eine sekundäre fokale und segmentale Glomerulosklerose (FSGS). Der Verlauf nach der Transplantation war bisher unkompliziert, die Medikamenten-Einnahme regelmäßig. Covid-19-Infektions-Anamnese und aktuelle Virustests waren negativ. Nach der 1. Impfdosis hatte der Patient eine vorübergehende Fazialisparese (Anm: Gesichtslähmung) entwickelt, die mit einem Virustatikum und Kortison behandelt worden war.
Der Patient erhielt hochdosiert Kortison. Er hatte hohe Spike-Antikörper-Spiegel, was auf eine starke Immunantwort auf die Impfung hinweist. In der Nierenbiopsie zeigte sich das Bild einer schweren T-Zell-vermittelten Abstoßungsreaktion (TCMR). Donorspezifische Antikörper (DSAs) waren nicht nachweisbar. Der Patient erhielt eine aggressive Therapie mit hochdosiertem Kortison, Plasmapherese, intravenösen Immunglobulinen und Antithymozyten-Globulin was zu einer Besserung der Nierenwerte führte. Eine Folgebiopsie nach 9 Wochen zeigte ebenfalls eine Besserung, jedoch noch weiterhin Zeichen einer TCMR.
Studien hatten ein erhöhtes SARS-CoV2-Infektionsrisiko bei Transplantatempfänger gezeigt (Anm: was aufgrund der immunsuppressiven Medikation nicht verwunderlich ist). Jedoch unterliegt auch das immunologische Ansprechen auf die SARS-CoV2-Impfstoffe in dieser Population großen Schwankungen. Eine große Studie hatte ergeben, dass fast die Hälfte der Transplantatempfänger keine Immunantwort entwickelte (Anm: Was eine sehr sorgfältige Nutzen-Risiko-Analyse bei diesen Patienten erfordert – vor allem bei Virusvarianten mit niedriger Mortalität). Die Autoren sehen ein Überwiegen des Impf-Nutzens, durch einen „gewissen Schutz vor schweren Erkrankungen“ empfehlen aber bei Transplantatempfängern engmaschige Kontrollen nach mRNA-Impfung.