Während der Pandemie wurden nicht-pharmazeutische Interventionen (NPIs) in beispiellosem Ausmaß durchgeführt, mit erheblichen Nebenwirkungen und erheblichen Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten. Eine sorgfältige Nutzen-Schaden-Analyse ist erforderlich.
Vom deutschen Gesundheitsministerium wurde 2022 die „Stoppt-COVID“-Studie in Auftrag gegeben, um die Wirksamkeit der staatlich angeordneten NPIs zu überprüfen. Sie wurde vom RKI (Anm: eine weisungsgebundene Behörde, die dem Gesundheitsministerium unterstellt ist) und „externen Partnern“ durchgeführt. In einer Modellierung (Regressionsanalyse) wurden die Auswirkungen der einzelnen Maßnahmen auf die Reproduktionszahlen geschätzt. Die Ergebnisse dieser Bewertung wurden Mitte 2023 in einem nicht begutachteten Bericht veröffentlicht (Anm: Darin hieß es, die politisch verordneten Corona-Maßnahmen seien wirksam gewesen und hätten in ihrer Kombination zu einer „deutlichen Reduktion der COVID-19-Ausbreitung in Deutschland“ geführt. Dieser Bericht wurde politisch als Teil der „Corona-Aufarbeitung“ präsentiert. Interessant ist auch folgende Feststellung: „Der Effekt der NPI zeigte sich dabei bereits kurz vor dem Inkrafttreten der jeweiligen Verordnungen. Die naheliegendste Erklärung dafür ist, dass Verhaltensanpassungen in der Bevölkerung bereits vor dem Inkrafttreten der Einschränkungen erfolgten.“).
Trotz massiver Kritik an der verwendeten Methodik wurden die zugrundeliegenden Daten erst auf erheblichen Druck im April 2024 veröffentlicht, was den Autoren eine unabhängige Überprüfung ermöglichte. Sie verwendeten dafür 9 verschiedene konkurrierende Modelle.
Nach unabhängiger Reanalyse der in „Stoppt-COVID“ verwendeten Daten fanden sie keine signifikanten Effekte nicht-pharmakologischer Maßnahmen.
Es zeigte sich eine deutliche Saisonalität der Infektionszahlen (Anm: ein Umstand der öffentlich gerne vernachlässigt wurde und das Nachlassen der Infektionszahlen lieber auf die gesetzten Maßnahmen zurückgeführt wurde).
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Untersuchung des deutschen Gesundheitsministeriums für eine Beurteilung des Effektes der verschiedenen Maßnahmen nicht ausreicht (u.a. zu kurze Untersuchungszeiträume, Beurteilung der Effekte anhand der Reproduktionszahlen statt anhand klinisch relevanter Endpunkte wie z.B. Krankenhaus- und Sterbezahlen, Nicht-Berücksichtigung stattgehabter SARS-CoV2-Infektionen auf das Infektionsrisiko, keine Kontrollgruppe…). Darüber hinaus beschreiben sie zahlreiche statistische Mängel. Die Stoppt-Covid-Studie ist somit für eine robuste Bewertung des Nutzen-Schadens-Verhältnisses und damit der Verhältnismäßigkeit der verordneten Maßnahmen nicht geeignet. Zur Beurteilung des Impfeffektes (der mit 75% gegen Infektionen allgemein angeben wird) ist anzumerken, dass der Großteil der Erst-Impfungen etwa 3 Monate vor Ende des Beobachtungszeitraumes erfolgte. Damit bildet diese Untersuchung das rasche Nachlassen der Impfeffektivität (Anm: oder sogar deren – in mehreren Studien beschriebenen – Negativierung) nicht ab.
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2025.01.22.25320783v1.full-text