Manipulationsmethoden: Die Rolle der Empathie

Spätestens seit Edward Bernays Theorie der Propaganda (erstmals erschienen 1928) werden die erforschten Mittel der Manipulation breiter eingesetzt, als uns im Normalfall bewusst ist. Wer dieser Manipulation entgehen will, muss lernen sie zu erkennen. Die zutiefst menschliche Empathie spielt dabei eine wesentliche Rolle. – Wie kommen wir da raus?

Empathie ist die Fähigkeit und Bereitschaft, sich in die Lage einer anderen Person hineinzuversetzen und deren Gefühle zu erkennen und zu verstehen bzw. nachvollziehen zu können – kurz gesagt: die Fähigkeit, mit anderen mitzufühlen. Empathie ist ein natürlicher Schutz vor proaktiver Gewalt und ist essenziell für die Arterhaltung und für soziales Zusammenleben.

Die gute Nachricht: Fast alle Menschen besitzen diese Fähigkeit. Die schlechte Nachricht: Man kann diese Fähigkeit gezielt „abschalten“ bzw. reduzieren und das funktioniert erschreckend schnell.

Hinter dem harmlos klingenden Wort Nudging („anstupsen“) verstecken sich tiefenpsychologisch arbeitende Techniken, mit denen man Menschen in eine gewünschte Richtung lenken kann. In der Psychotherapie werden diese Methoden – mit Kenntnis und Einwilligung des Patienten – für eine gewünschte Verhaltensänderung angewendet. Setzt man diese Techniken jedoch ohne Wissen der Betroffenen ein, ist es Manipulation.

Die „Abschaltung“ der Empathie funktioniert, indem man einem „Feind“ angstmachende, unmenschliche oder ekelerregende Eigenschaften zuschreibt und ihn entmenschlicht. Dadurch steigt die Gewaltbereitschaft dem „Feind“ gegenüber bzw. zumindest die Duldung von Gewalt gegen diese „Kreaturen“.

Angst und der entmenschlichte „Feind“

Manipulation läuft immer nach dem gleichen Grundprinzip ab – und funktioniert trotzdem immer wieder: Durch die Erzeugung von Angst und anderen Stressfaktoren (wie Existenzverlust oder Ausschluss aus der Gemeinschaft) schafft man eine ideale Ausgangslage, um Menschen empfänglich für angebotene „Lösungen“ zu machen. Dann braucht man noch einen Feind, der für die Stress-Situation verantwortlich gemacht wird (Ungeimpfte, Russen, Klimaleugner, Rechte …). Dieser wird – um die Empathie abzuschalten – systematisch entmenschlicht.

Diese Manipulationstechniken kennen wir seit langem aus der Kriegspropaganda (darum ist auch das Hören von „Feindsendern“ in jedem Krieg verboten. Irritierend ist, dass in Österreich das Konsumieren und Verbreiten von russischen Medien mit Beginn des Ukrainekrieges verboten wurde, obwohl wir nicht Kriegspartei sind). Gut belegt ist z.B. die „Brutkastenlüge“ im Irak-Krieg, mit der die Amerikaner von der „Notwendigkeit einer militärischen Intervention“ im Irak „überzeugt“ wurden. Denn ohne Abschaltung der Empathie wären die meisten Menschen nicht bereit, einen Krieg zu akzeptieren. Die Erzählung lautete, irakische „Bestien“ hätten kuweitische Babys aus Brutkästen gerissen und auf dem Boden sterben lassen. Erst nach der US-geführten militärischen Intervention zur Befreiung Kuwaits stellte sich die Geschichte als Erfindung der amerikanischen PR-Agentur Hill & Knowlton heraus.

Die Sache mit den „gefährlichen Ungeimpften“

In den letzten Jahren wurden diese Manipulations-Techniken (auch Soft-Power-Techniken genannt) immer breiter eingesetzt, um die Menschen in die gewünschte Richtung zu lenken. Weltweit gibt es mittlerweile über 400 sogenannte Nudging-Units, die mit den Regierungen eng zusammenarbeiten. Erschreckend gut hat diese gezielte „Lenkung der Massen“ im Zuge der Corona-Pandemie funktioniert. Mit dem Virus hatte man einen optimalen (weil unsichtbaren) Feind, vor dem gezielt Todesangst geschürt wurde. Dazu kam die Erzählung der „asymptomatischen Kranken“: Das heißt, jeder Mensch wurde zum potenziellen Todesbringer erklärt, womit ein Maximum an Stress erzeugt wurde. Mit der Verfügbarkeit der neuartigen mRNA-Impfung wurde den Menschen dann eine einfache Lösung angepriesen, um „sich und andere“ zu schützen (verstärkt durch Belohnungsstrategien). Wer das nicht tat, wurde weiterhin als Bedrohung für die Gesundheit und das Leben seiner Mitmenschen dargestellt und galt als asozial, da er diese „Gefährdung anderer“ wissentlich in Kauf nahm.

Ungeimpfte wurden politisch und medial systematisch entmenschlicht („Ratten“, „Todesengel“, „Volksschädlinge“…), was die darauf folgenden gut belegten und unglaublichen Hass-Exzesse gegen eine ganze Bevölkerungsgruppe ermöglichte, bei denen alle Tabus fielen (offiziell geäußerte Vorschläge Existenzen durch Berufsverbote zu vernichten und Sozialleistungen zu streichen, Einkaufsverbote, Verweigerung medizinischer Behandlungen, Lockdowns für Ungeimpfte, Abschiebung in Lager, Aberkennung der legalen Aufenthaltsmöglichkeit im eigenen Land bis zu unzensierten Tötungsaufforderungen in Mainstream-Kommentaren. Das hat zu einer massiven Spaltung unserer Gesellschaft geführt und die Menschen, die diese Ausgrenzung und den Hass am eigenen Leib erfahren mussten, werden diese verstörende Erfahrung nie mehr vergessen.

Nehmen wir Manipulation überhaupt noch wahr?

Die große Gefahr des Nudging besteht darin, dass es von sehr vielen Menschen gar nicht wahrgenommen wird. Wir haben uns daran gewöhnt, ständig beeinflusst zu werden: durch Politiker und Wissenschaftler, in Film und Medien, Werbung, Büchern und Kunst. Es wird vorab selektiert, welche Informationen wir bekommen dürfen, Zensurmaßnahmen nehmen zu, Belohnungen für erwünschtes Verhalten dienen als Konditionierungsmaßnahme, Andersdenkende werden aus der Gruppe ausgeschlossen …

Ein sehr aktuelles Thema in der Nudging-Forschung ist auch, wie man Menschen dazu bringen kann, bestimmten (erwünschten) „Experten“ zu vertrauen und andere abzulehnen. Dabei wird der unerwünschte Part oft mit negativen Eigenschaften und mit Gefährdung assoziiert (Gefährdung der Gesundheit, des Planeten, der Demokratie…), was Angst und Ablehnung auslöst. Die Manipulation in die gewünschte Richtung beginnt bereits bei unseren Kindern im Kindergarten (so werden beispielsweise in einem Kinderbuch „Klimaleugner“ als Schweine dargestellt), und um Kinder besser beeinflussen zu können, wird die Familie zunehmend zerstört (Frühsexualisierung, Spaltung der Familien, Infragestellung des biologischen Geschlechtes …).

Manipulation erkennen – und nicht mitmachen

Viele Menschen lieben einfache, vorgegebene Lösungen für Probleme, da sie sich dadurch nicht selbst damit auseinandersetzen müssen und ihre Ressourcen zur Gestaltung ihrer Freizeit nutzen können, oder ohnehin schon durch Arbeit und Familie mehr als ausgelastet sind und einfach keine Kapazität mehr haben, sich mit den großen Themen zu beschäftigen.

Gerade aktuell wird in vielen Ländern Europas begonnen, die Menschen auf einen möglichen bevorstehenden Krieg mit Russland „vorzubereiten“ (Auslösung von Angst vor den Russen inklusive Gräuelpropaganda zur Ausschaltung der Empathie). Das ist eine brandgefährliche Entwicklung. Es ist daher unsere Aufgabe als mündige Bürger, unsere Mitmenschen über die Gefahren der Manipulation und der „einfachen vorgegebenen Lösungen“ aufzuklären, um auch unseren Kindern und Enkeln noch ein freies Leben in einer empathischen Umgebung zu ermöglichen und sie nicht als Schachfiguren der Mächtigen in einen neuen Krieg zu schicken. Manipulation wird erst enden, wenn genügend Menschen diese Methoden erkennen und nicht mehr mitmachen.

Buchtipps

Edward Bernays: Propaganda. Die Kunst der Public Relations www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/A1001000544

Gustave Le Bon: Psychologie der Massen www.thalia.at/autor/gustave+le+bon-491418/?ProvID=11009504&&msclkid=fe0f89a4bc22191b4d93ec4ff3bbecd3&gclsrc=ds

Boris Cyrulnik: Die mit den Wölfen heulen www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/A1066848481

Rainer Mausfeld: Warum schweigen die Lämmer? www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1059597587

Jonas Tögel: Kognitive Kriegsführung www.jonastoegel.de/

George Orwell: 1984 www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/A1059363477