Kinder

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Kinder entwickeln trotz eines mehrheitlich sehr milden oder sogar symptomfreien Verlaufs eine sehr wirksame und anhaltende Immunabwehr gegen SARS-CoV2. Darüber hinaus infizieren sich Kinder signifikant seltener mit SARS-CoV2 als Erwachsene.
https://www.nature.com/articles/s41467-021-27595-9#citeas

Kinder (3 bis 11 Jahre) entwickeln eine robuste zelluläre (T-Zellen) und humorale (Antikörper) Abwehrreaktion gegen SARS-CoV2 (unabhängig von der Schwere der Infektion), die auch zum Studienende nach 12 Monaten stabil war (auch gegen Varianten; Studienzeitraum Sommer 2020 bis Sommer 2021). Der T-Zell-Titer bei Kindern war mehr als doppelt so hoch wie bei Erwachsenen. Bei vielen Kindern fanden sich auch kreuzreagierende Antikörper und T-Zellen gegen saisonale Coronaviren, was eine Erklärung für die asymptomatischen oder milden Verläufe in dieser Altersgruppe sein kann.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8709786/

Das PIMS-Risiko (Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) bei Kindern und Jugendlichen betrug bei der Alpha-Variante 0,06%, wurde mit den Varianten immer geringer und ist bei Omikron auf 0,0089% gefallen. (Anm: Die Zahlenangaben in der Studie beziehen sich auf PIMS-Fälle pro 10.000 positiv getestete Kinder. Auf Grund der vielen unerkannten Infektionen bei Kindern dürfte das PIMS-Risiko noch viel geringer sein). Impfungen scheinen keinen Effekt auf die Entwicklung eines PIMS zu haben.
https://link.springer.com/article/10.1007/s15010-022-01908-6#Tab1

Diese „PIMS-Studie“ wurde auch von der deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie auf ihrer Homepage zitiert. (Sept 2022)
https://dgpi.de/sars-cov-2-variants-and-the-risk-of-pediatric-inflammatory-multisystem-syndrome-temporally-associated-with-sars-cov-2-among-children-in-germany-sept-2022/

Laut Conclusio ist das MIS-C-(=PIMS) Risiko nach Covid-Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren deutlich höher als nach mRNA-Impfung (113/1 Million infizierte Kinder vs. 2,9/1 Million 2-fach geimpfte Kinder).

Anm: Der Studienzeitraum für MIS-C nach Impfung war von 15.Juni 2021 bis 1.Jänner 2022 (also die Zeit der Delta- bzw. Omikron-Variante).

Für Erkrankungen wurde jedoch die Zeit davor herangezogen (Wuhan, Alpha- und Beta-Variante). Das MIS-C-Risiko sank laut einer deutschen Studie mit jeder neuen Variante (es war bei der Alpha-Variante etwa 7 Mal so hoch wie bei Omikron). Von Juni bis Oktober 2021 gab es kaum Covid-Infektionen; ab Dezember 2021 verbreitete sich in Frankreich die deutlich virulentere Omikron-Variante. Für vergleichbare Zahlen hätte man für das MIS-C-Risiko bei Infektion denselben Studienzeitraum heranziehen müssen, wie nach Impfung (für Impf-Empfehlungen ist das Risiko bei vergangenen Varianten irrelevant).

Außerdem muss man von einer sehr hohen Anzahl nicht diagnostizierter Covid-Infektionen – v.a. bei Kindern und Jugendlichen mit oft asymptomatischen Verläufen – ausgehen. In Frankreich wurde v.a. in den ersten Pandemiemonaten sehr wenig getestet und hier v.a. symptomatische Fälle oder im Gesundheitssystem. Dadurch wird das Risiko bei Erkrankung deutlich zu hoch angegeben. Hier wären methodisch saubere Studien notwendig.

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2666776222000862?via%3Dihub

Covid-19- und MISC- (multisystem inflammatory syndrome in children) Hospitalisierungen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in Norwegen durch die Alpha-, Delta- und Omicron-Variante:
Die Gesamthospitalisierungsrate lag bei 0,1% (bzw. 0,07% mit Covid als Hauptdiagnose; von diesen 0,07% waren 33% unter 3 Monate alt – Anm: in dieser Altersklasse wurden v.a. zu Beginn fast alle Kinder hospitalisiert; Hospitalisierungen bei Alpha: 0,2%, Delta: 0,07%, Omikron 0,06%). Die mittlere Aufenthaltsdauer betrug 0,8 Tage.
Die Hospitalisierungsrate wegen MISC lag insgesamt bei 0,02% (Alpha: 0,07%, Delta: 0,03%, Omikron: 0,008%), die mittlere Aufenthaltsdauer betrug 4 Tage. 0,0007% der diagnostizierten Covid-Fälle wurde auf der Intensivstation betreut (keine Information zu Vorerkrankungen).
Todesfälle traten im gesamten Studienzeitraum nicht auf. Es zeigte sich weder für Covid-Hospitalisierungen noch für MISC ein signifikanter Unterschied zwischen geimpften und nicht-geimpften Patienten.
(Anm: Auf Grund der v.a. zu Beginn der Pandemie niedrigen Testraten bei Kindern, dürften die Hospitalisierungs- sowie die MISC-Rate noch deutlich geringer sein).
https://publications.aap.org/pediatrics/article/150/3/e2022057564/188698/COVID-19-Hospitalization-Among-Children-lt-18

Infektions- und Reinfektionsrisiko für Kinder und Jugendliche zwischen 0-17 Jahren in Serbien (von März 2020 bis Ende Juli 2022; Impfrate in dieser Altersgruppe in Serbien kleiner 1%): Die Hospitalisierungsrate bei Erstinfektionen lag insgesamt bei 1,3% (wobei in den ersten 3 Pandemie-Monaten alle infizierten Kinder und Jugendlichen hospitalisiert wurden), seit Herbst 2021 nur mehr bei 0,5%. Die Reinfektionsrate lag insgesamt bei 3% (mit einer Hospitalisierungsrate von insgesamt 0,5% und seit Herbst 2021 fast 0%). Es gab insgesamt 1 Covid-assoziierten Todesfall bei einem Kind mit einem schweren angeborenen Herzfehler.
(Anm: Auf Grund der niedrigen Testraten in Serbien – v.a. bei Kindern – dürften die Risiken noch deutlich geringer sein).
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.10.09.22280690v1.full-text

Kinder sind keine „Infektionstreiber“; Metaanalyse zur Rolle von Kindern (unter 18 Jahren) bei Haushaltsübertragungen: Nur bei 3,8% der Haushaltscluster war ein Kind der Indexfall. Kinder hatten auch eine signifikant niedrigere Secondary-Affect-Rate als Erwachsene (Anm: sie steckten sich seltener an). Insgesamt war die Infektiosität asymptomatischer Menschen niedriger als symptomatischer, was eine Erklärung für die niedrigere Virusverbreitung durch Kinder sein kann. Schulschließungen haben nach Ansicht der Autoren wahrscheinlich keinen relevanten Einfluss auf das Infektionsgeschehen.
(Anm: Diese Studie wurde bereits im Dezember 2020 veröffentlicht, die Preprint-Version, die noch von 9,7% Kindern als Indexfall ausgeht aber trotzdem schon feststellte, dass Kinder keine relevante Rolle bei Haushaltsübertragungen spielen, erschien sogar schon Ende März 2020).
https://academic.oup.com/cid/article/72/12/e1146/6024998?login=false
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.03.26.20044826v1.full-text