COVID-19: Eine biopsychosoziale Krankheit?

Überlegungen aus der Psychoneuroimmunologie

von Christian Schubert

Erschienen in Hofbauer/Kraft (Hrsg.), Herrschaft der Angst, Promedia Verlag, Wien 2021

Abstract:

Weiß man um die letzten Worte von Louis Pasteur, Mitbegründer der Mikrobiologie, nämlich dass die Mikrobe nichts und das Milieu alles ist (»Le microbe, c’est rien, le milieu, c’est tout!«), so wird deutlich, dass in der aktuellen Diskussion um SARS-CoV-2 und die Corona-Infektionen die letzten hundert Jahre Infektiologie und Immunologie ad absurdum geführt werden. Denn, wenn das Milieu der Mikrobe so entscheidend ist, dann ist es in erster Linie das Immunsystem des Menschen, welches, ganzheitlichen Überlegungen zufolge, biopsychosozial organisiert ist. Demzufolge gibt es nicht nur ein biologisches, sondern auch ein psychologisches (z.B. Ekel, Angst), ja selbst ein soziales Immunsystem (z.B. sozialer Rückzug, natürliches Abstandnehmen).

Weiterhin kann auch eine durch SARS-CoV-2 ausgelöste Erkrankung biopsychosozial bedingt sein. Einmal durch das Virus selbst (biologisch), dann aber auch durch die Angst vor dem Virus (psychologisch) und durch die menschenentfremdeten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wie Abstandhalten und Panikschüren (sozial), welche das Immunsystem in seiner Aktivität hemmen und dadurch eine Infektion erst recht erleichtern. COVID-19 ist eine biopsychosoziale Krankheit, sie trifft auf eine schon länger erkrankte Kultur und dürfte das Potenzial haben, die westliche kapitalistisch-neoliberal geprägten Gesellschaften in eine Apokalypse zu stürzen und/oder eine neue, menschlichere Lebensform zu ermöglichen.